DIE GESCHICHTE DER GUILDE UND IHRER ORDENSBRUDERSCHAFT SAINT-UGUZON
Einige berufliche Freunde der Molkereibranche trafen sich in den Fünfziger und sechziger Jahren des alten Jahrhunderts alljährlich in Dijon zur Gastronomiemesse, als es noch keinen Sial gab. Dort sprachen sie immer wieder begeistert über ein gemeinsames Thema: "Käse". Für diese Freunde war der Käse ein wichtiger Bestandteil der Gastronomie und auch ihres Lebens. Manche vermissten das „gewisse Etwas", das gute Image in der Öffentlichkeit an dem Beruf des Käsers, des Käsehändlers und des Käses selbst (Stichwort in Deutschland „Alles Käse“) in fast allen Ländern außerhalb Frankreichs. Sie wünschten, alle Menschen zu vereinigen, die - so wie sie selbst - diese besondere Neigung für dieses hochwertige Kulturgut unserer Landwirtschaft verspürten. Bald entstand eine Vereinigung für alle diese Käsekenner und Käseliebhaber.
Die Gründer standen schon allein durch die Vielfalt ihrer verschiedenen "Käseberufe" stellvertretend für das Konzept der Vereinigung ein:
Pierre Androuet |
Käsefachmann und Besitzer des wohl berühmtesten Käsespezialitäten- |
Jan Bachot |
Sekretär mehrerer Fachverbände der Milchwirtschaft, Verantwortlicher |
Christian Cantin |
Milchfachmann |
Roger Cormier |
Hauptbevollmächtigter der "Foire de Dijon", jener Messe in Dijon, die die Milchfachmesse seit 1956 beherbergt |
Jean Desray |
Verantwortlicher Geschäftsführer von Herstellerverbänden der Molkerei- |
Maurice Janier |
Großhändler für Molkereiprodukte |
Michel Jeannin |
Kaufmann für Milchprodukte |
André Pajolec |
Beauftragter der Sopexa, Paris, für die Förderung der „Molkereiprodukte" |
Alle vertraten durch ihren aktiven Beruf und ihren Werdegang die gesamte „Kette der Milchwirtschaft“, die Produktion, die Verarbeitung, die Reifung, die Vertretung, den Vertrieb, das Marketing, die gehobene Gastronomie und die Fachpresse, also viele einzelne Kettenglieder, die sie durch diese Vereinigung zu verbinden wünschten.
Viele Male mussten sie sich treffen, um Ihr Vorhaben zu konkretisieren, und sie konnten am 10.11.1969
im Rahmen der Gastronomiemesse in Dijon der Presse und der breiten Öffentlichkeit ihre GUILDE DES FROMAGERS - CONFRÉRIE DE SAINT-UGUZON vorstellen. Die neue Bruderschaft wurde am 2.4.1970 in das Register der Préfecture de la Côte-d'Or eingetragen und die Eintragung am 17.4.1970 im "Journal Officiel" veröffentlicht.
Da jede Guilde (Bruderschaft) einen Schutzpatron benötigt, fiel die Wahl der Ordensgründer auf "Sankt-Uguzon", einem jungen lombardischen Märtyrer, dessen Namenstag am 12. Juli ist. Im Val Cavargna, der Grenzregion zwischen dem Schweizer Kanton Tessin und Italien, wird in jedem Jahr am 16 August ein großes Volksfest zu seiner Ehre gefeiert. Uguzon war ein junger Hirte in diesem Tal. Er gab aus seinem mageren Hab und Gut immer noch an Ärmere ab und wurde deshalb von seinem Meister des Diebstahls bezichtigt und entlassen.
Uguzon fand eine neue Stelle, und das Vermögen seines neuen Meisters wuchs unerklärlich, während das des ehemaligen sich immer mehr schmälerte. Aus Hass und Eifersucht wurde der junge Uguzon von seinem ehemaligen Herrn erstochen. Dort wo Uguzon starb, entsprang eine Quelle. Ein kleiner See entstand, dessen Wasser Heilkräfte besitzen. Soviel zur Geschichte des Schutzpatrons Sankt-Uguzon.
Die Devise der Guilde des Fromagers und deren Ordensbruderschaft lautet:
COMPAGNONS DE SAINT-UGUZON, FROMAGES MAINTIENDRONT (nicht übersetzbar) und ihr Ziel:
"Défendre les lettres de noblesse des fromages de France et d'ailleurs et assurer leur pérénnité."
in
unsere Sprache übersetzt bedeutet dies etwa: „Verteidigung des hohen
Ansehens der alten Käsekunst in Frankreich und überall auf der Welt und
Erhalt der Unverfälschtheit (Reinheitsgebot) dieses alten Kulturgutes."
Die "GUILDE DES FROMAGERS" nimmt professionelle Mitglieder auf, aus den Stufen Milcherzeugung, Käseherstellung, Verarbeitung, Reifung und Vertrieb, die sich in der Ausübung ihres Berufes besonders hervorheben oder hervorgehoben haben. Sie werden "Garde et Juré", "Prud'homme" oder "Maître-Fromager".
Die "CONFRÉRIE DE SAINT-UGUZON" empfängt als Ordensbruder und -schwestern von SAINT-UGUZON die Käsekenner (Gourmets), Weinliebhaber, Gastronomen (Köche), Hoteliers, Journalisten, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens etc. die in den edlen und unverfälschten Käsesorten einen wesentlichen Bestandteil der Kultur und der Gastronomie sehen. Menschen die für Slow-Food schwärmen und sich nicht der Fast- Food Unkultur beugen wollen. Sie soll auch Verbindung schaffen zwischen den französischen und ausländischen Fachverbänden der Gastronomie in all ihren Formen und dem Erhalt der Esskultur im Allgemeinen dienen. Je uniformer die Masse der industriell hergestellten Käse wurden, um so wichtiger wurde der Erhalt der wenigen echten AOC und Rohmilchkäse.
Das Festgewand der „Prévôts" (Guildemeister) wurde von dem Amtskleid des Prévôt der Kaufleute Frankreichs aus dem 14. Jh. abgeleitet: Robe mit Fellkragen und -ärmelaufschlägen, braune Kopfbedeckung, weiße Handschuhe, ordensbruderschaftliche Kette mit Medaille.
Bei seiner feierlichen Einführung in den Orden erhält jedes Mitglied ein Diplom, ein Ordensband mit einer Medaille. Die Musik von Edward Elgar: Marsch Nr. 10, Opus 39, erklingt beim Einmarsch der Ordensoberen bei jeder Kapitelsitzung.
Das Ordensband ist dreifarbig gestaltet: grün, weiß und ocker. Grün symbolisiert die Weiden und die Edelpilzkäse. Weiß: die Milch und die Käse mit weißblühender Rinde und die Farbe Ocker: die Erde und die Käse mit gewaschener Rinde.
Eine blaue Krawatte mit dem Emblem der Ordensbruderschaft ist das Erkennungszeichen der Ordensmitglieder bei Messen oder gemeinsamen Veranstaltungen. Für die Damen gibt es einen Schal mit dem Emblem der Guilde. Durch einen geringen jährlichen Beitrag tragen die Mitglieder zum Erhalt der Ordensbruderschaft bei.
Die festlichen Aufnahmen in den Orden finden mehrmals jährlich anlässlich einer Kapitelsitzung (Chapitre) in Deutschland, Frankreich oder in anderen- auch außereuropäischen-Ländern, im Rahmen von beruflichen und nicht kommerziellen Veranstaltungen, landwirtschaftlichen Prämierungen und/oder während einer durch einen Procureur-Syndic (Prokurator) speziell dafür konzipierten Veranstaltung statt.
Die 257. Kapitelsitzung fand in Deutschland am 28. November 1993 in Müllheim Baden statt, in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Französischen BRIGADE unter der Schirmherrschaft des Generals Friedrich von Erstein.
Die 270. Kapitelsitzung (und dies fast auf den Tag genau 25 Jahre nach Gründung der Guilde) wurde erstmalig in den neuen Ländern in Deutschland vom 7. bis zum 9. April 1995 in Wernigerode abgehalten.
Im Jahr 2001 wurde die deutsche Sektion mit 7 Enthusiasten und engagierten Fachleuten gegründet.
Auf der Kapitelsitzung und Hauptversammlung vom 25. bis zum 27. August 2000 in Gstaad, in den Bergen des Berner Oberlandes, wurde zum verantwortlichen Prokurator der Guilde, mit dem Auftrag eine eigenständige Bruderschaft für die deutschsprachigen Länder zu gründen, Johannes Münnich aus Frankfurt am Main gewählt, der seit über 20 Jahren bereits der Guilde angehört und auch schon die Kapitelsitzung 1995 organisiert hat.
Auf der Hauptversammlung, die am 31.08.2003 in Osterholz stattfand, wurde Herr Siegfried Maurer, zum Vorsitzenden und Prokurator der deutschen Sektion gewählt.
Anlässlich der Hauptversammlung am 10.05.2009 in Andechs, hat Siegfried Maurer, den Vorsitz und die Position als Prokurator der Guilde des Fromagers und der Confrérie de Saint-Uguzon, der deutschen Sektion zur Verfügung gestellt.
© Copyright: Autoren Siegfried Maurer, Johannes Münnich